Menschen!

Eine Familie hat schon über viele Jahre eine Hauskatze. Die kam nie ins Freie. Nun wurde die Frau wieder schwanger. Aus törichter Sorge um das Wohlergehen der Frau und des Babys wollte sich die Familie von der Katze trennen. Aber wie das Tier los werden? Tierheim? Würde Geld kosten. Also sperren wir sie einfach aus. Der Vater nahm das Tier und setzte es vor die Tür, in der Hoffnung, es würde sich davon machen. Es war Winter, Schnee lag auf der Terrasse.
Statt dessen aber blieb es vor der Terrassentür sitzen und kratzte verzweifelt am Türrahmen und bettelte um Einlaß. Es war kalt und der Wind klatschte die schweren Schneeflocken an die Scheibe der Tür. Doch die Menschen ignorierten ihr verzweifeltes Gebaren. Dann wurde es ihnen doch zu viel. Sie jagten ihren einstigen Hausgenossen mit lauten, drohenden Zurufen davon. Doch es dauerte nicht lange, da stand das Kätzchen wieder da und schaute mit großen, traurigen, wie fragenden Augen durch die Glasscheibe der Terrassentür ins Haus. Die Frau jammerte, sie könne das nicht länger mit ansehen. Bringt endlich das Tier weg! rief sie genervt.

Ihr Mann packte das Häufchen Unglück, trug es ins Auto und fuhr damit weit vom Dorf entfernd in den Wald. Dort setzte er es auf den dick verschneiten Waldweg ab und hastete wie vom Teufel gehetzt zurück in sein warmes Auto und gab Gas. Im Rückspiegel sah er das Kätzchen am Wegrand stehen, sah wie es dem davonjagenden Auto erstaunt nachschaute und wie es schließlich mutlos das Köpfchen auf die Vorderpfoten legte und so verharrte. Die holen mich bestimmt wieder von hier weg, mag es sich denken.
Er sah es im Rückspiegel, immer winziger werdend, bis die nächste Wegbiegung dieses Bild verschluckte.

(Klaus)